Laut internationaler Strafvollzugbestimmungen darf eine Isolationshaft stets nur einige wenige Tage andauern und muss zudem unter strenger Aufsicht inklusive medizinisch psychologischer Betreuung stattfinden. Und auch darf eine Isolationshaft nur aus rechtmäßigen Gründen verhängt werden; darf also niemals dem (willkürlichen) Ermessungsspielraum eines einzelnen Entscheidungsträgers einer Strafvollzuganstalt unterliegen. Isolationshaftbedingungen müssen einen begründbaren Sonderfall darstellen und werden von Menschenrechtsorganisationen weltweit geächtet und als Foltermethode bezeichnet. Gleichzeitig kann man aus fast allen Ländern hören, dass man bei der Anwendung einer Isolationshaft stets genauestens abwäge, ob diese Maßnahme wirklich – und in welchem Umfang – erforderlich ist. So viel zur Theorie. In der Praxis sieht es hingegen komplett anders aus:
Nichts weiter als nackte Gefängniszelle
In der weltweiten Gefängnispraxis ist eine mehrtägige Isolationshaft eher die Ausnahme. Stattdessen wird diese Form der Gefangenenunterbringung über mehrere Wochen oder Monate angeordnet. Und auch ist es keine Seltenheit, dass Inhaftierte über Jahre oder Jahrzehnte in Isolationshaft verbringen müssen. In manchen Ländern entspricht die isolierte Langzeitunterbringung sogar weitaus eher dem Regel- als Sonderfall.
Und über die Theorie: „ … eine Isolationshaft darf nur unter strenger Aufsicht inklusive medizinisch psychologischer Betreuung stattfinden.“ können die meisten Gefangenen nur bitter lachen.
Während einer Isolationshaft wird einem Gefangenen jeglicher Kontakt zu anderen Mitgefangenen sowie fast jede Form von Beschäftigung verweigert, wozu auch Radio-, Fernseh- Lese- und Schreibverbote zählen. Die Isolationshaft ist deshalb als Strafmittel innerhalb des Strafvollzugs gedacht, um Gefangene für ein Verhalten für eine kurze Zeit mittels einer verschärften Einzelhaft zu bestrafen. Doch selbst in Deutschland ist nicht genau festgelegt, wie lange diese kurze Zeitspanne eigentlich andauern darf und mit welchen zusätzlichen Maßnahmen innerhalb einer Isolationshaft die Grenze zur Folter überschritten wird.
Obgleich die Isolationshaft bereits seit Jahrhunderten zur Bestrafungszwecken eingesetzt wird (siehe auch unter: Kerker, Hungerturm), wurde diese Form der verschärften Haft offiziell erst zu Beginn es 19. Jahrhunderts eingeführt. Und bereits zu Beginn des „Isolationshaftzeitalters“ wurde diese Haftform von geistlichen und Menschenrechtlern (so auch vom Schriftsteller Charles Dickens) als „Weiße Folter“ bezeichnet.
Die körperlichen, psychischen sowie seelischen Folgen einer Isolationshaft sind abhängig von ihrer Dauer und dem Ausmaß der dabei zu erduldenden Deprivation. Mit dem Begriff Deprivation wird unter anderem der Zustand der Entbehrung von etwas Vertrautem sowie den Verlust sozialer Kontakte bezeichnet.
Bett, Klo, Waschbecken, Tisch - fertig!
Hier nur einige Auswirkungen einer Langzeitisolationshaft:
deutliche Zunahme von Selbstgesprächen, Beeinträchtigung diverser organsicher Funktionen, Störungen des Hormonhaushalts (wie etwa dem Ausbleiben der Regel bei Frauen), verstärktes Hungergefühl, zunehmende Störungen des Körpergefühls, allgemeine Wahrnehmungsstörungen, Hautirritationen, Hitzeschübe und Kältegefühle, starke Stimmungsschwankungen, dauerhafte Kontaktstörungen, emotionale Kälte/Stumpfheit, Bindungsunfähigkeit, gestörtes Durstgefühl, Verminderung des Selbstwertgefühls und Depressionen sowie der Verlust kognitiver Fähigkeiten, die oft auch nach Beendigung einer Isolationshaft nicht (vollständig) wiedererlangt werden können.
Und abschließend noch zwei Aussagen von Menschen, die eine Isolationshaft erlebt haben:
"Die langdauernde Einzelhaft ist eine barbarische Quälerei des Menschen, wie sie überhaupt ein untaugliches Mittel gegen das Verbrechen ist."
„Ich war allein und um mich herum war nur diese unendliche Leere. Ich war allein in einem völlig abgesonderten Gebäude. Vom übrigen Gefängnis, in dem die anderen Gefangenen lebten, sah und hörte ich nichts. Es gab nur eine endlose Stille. Kein Laut, keine Antwort, kein Lachen, kein Weinen. Nur ich. In dieser Leere wird alles konturlos. "